Die Lust aufs Vorspiel ist bei vielen Paaren grenzenlos. Kein Wunder, denn nimmt man den Begriff Geschmack wörtlich, kann man sich das Vorspiel zum Beispiel mit ess- und genießbarem Sexspielzeug versüßen. Klassiker sind diesbezüglich Strings und Tangas aus Zuckerperlen. So lässt sich die Liebste – oder der Liebste – nach und nach entblößen und auch gleich oral befriedigen. Danach sorgen dann kleine Sexspielzeuge für den Extra-Kick. Zum Beispiel kleine Silikon-Aufsätze für die Finger, die mit ihren Noppen und Rillen jede noch so kleine Berührung besonders intensiv wirken lassen. Sexspielzeug beim Vorspiel zu nutzen und sich gegenseitig ein intensiveres Gefühl zu verleihen, ist definitiv eine tolle Sache. Chemie und Weichmacher in Sexspielzeug kommt dabei aber meist nicht zur Sprache.
Immerhin soll Sexspielzeug Spaß machen – und wer denkt dabei sofort an Labore?
Tatsächlich wäre es erst einmal völlig egal, wo der Vibrator oder der Penisring herkommt. Solange das Material hochwertig ist, sich gut anfühlt und viele Stunden Ekstase garantiert. Schaut man allerdings etwas genauer hin ,und zieht die Im- und Export-Daten zu Rate, zeigt sich: Es ist das prüde China, das für mehr Lust in den Betten dieser Welt sorgt. 70 Prozent der Sexspielzeuge kommen aus dem Reich der Mitte. Sie gehören damit zu den absoluten Exportschlagern des Landes.
Aber auch im Hinblick auf Chemie und Weichmacher in Sexspielzeug darf man von den Chinesen noch einiges erwarten …
Contents
Chemie und Weichmacher in Sexspielzeug
Die Bundesregierung hat sich schon vor mehr als 5 Jahren näher mit Dildos und anderen Sexspielzeugen befasst. Nicht unbedingt im Wortsinn, aber ganz sicher in puncto Gesundheit. Die kleine Anfrage der Grünen (2011), wie es um die Belastung der Produkte mit Weichmachern und anderen Chemikalien bestellt ist, erhielt ein angemessenes Echo.
Vor allem die Rubrik „weich und soft“ sorgte bei der kleinen Anfrage der Grünen für Aufmerksamkeit.
Schön, wenn Vibratoren nicht steinhart sind. Doch wenn der Materialmix, der für ein gefühlsechtes Erlebnis sorgen soll, gesundheitsschädlich ist, hört der Spaß auf. Das sehen auch die Bundesregierung und die Europäische Union so. Sie wollen theoretisch dafür sorgen, dass Sexspielzeug sicherer wird, gesundheitsschädlichen Weichmacher vermieden werden und entsprechende Zulassungsbeschränkungen geschaffen werden. Kurz gesagt: Chemie und Weichmacher in Sexspielzeug bis zu einem bestimmten Punkt ja, aber dann ist es auch gut. Dass Europa dem Thema grundsätzliche Beachtung schenkt, liegt daran, dass die Europäer die meisten Produkte importieren und online bestellen. Welche giftigen Stoffe im Ausland in den Sexspielzeugen landen, kann man nur schwer abschätzen.
Wie gefährlich sind die Lustmacher?
Die meisten Sexspielzeuge werden aus Kunststoff hergestellt. Kein einfaches Plastik, sondern bisweilen hochmoderne Materialmischungen, die besonders gefühlsecht sein sollen und für einen höheren Spaßfaktor sorgen.Und welche Grenzwerte gelten für krankmachende Inhaltsstoffe in den Fabrikaten? Doch wie ist es eigentlich um die Verträglichkeit der Dildos, Vibratoren und Cockringe bestellt?
Das wollte die Fraktion der Grünen 2011 wissen und reichte daraufhin eine kleine Anfrage ein. Schließlich steht Sexspielzeug nicht einfach nur zur Zierde im Regal, sondern wird im wahrsten Sinne des Wortes hautnah genutzt.
„Verbraucherschutz muss auch da ansetzen, wo es um sexuelle Gesundheit geht. Falsche Scham oder vermeintliche Tabus dürfen Verbraucherinformationen und Kontrollen nicht behindern“, begründete Volker Beck, parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen, die Anfrage.
Das Thema ist durchaus ernst und nicht so lapidar, wie es vielleicht anmuten mag. Sexspielzeug ist keine Ausnahmeerscheinung und wird von vielen Paaren ins Liebesspiel einbezogen.
Von Kontrollen, ob Chemie in Sexspielzeug enthalten ist, hat man bislang aber nur wenig bis gar nichts gehört. Bei Kinderspielzeug hingegen wird sehr genau darauf geachtet, dass keine Phthalate, andere Weichmacher oder gesundheitsgefährdende Stoffe verarbeitet werden.
Der Grenzwert für Weichmacher, die den Hormonhaushalt stören und Krebs verursachen sollen, liegt für Kinderspielzeug bei 0,1 Prozent.
Erschreckende Ergebnisse bezügl. gefährlicher Weichmacher in Sextoys
Sie kommen auf einen Anteil besagter Chemie und Weichmacher in Sexspielzeugen von bis zu 58 Prozent. Im Vergleich zu den Sicherheitsmaßnahmen, die für Kinder getroffen werden, tun sich hier wahre Abgründe auf. Die Hersteller wären gut beraten, von sich aus darauf zu achten, dass ihre Produkte nicht nur den Sex abwechslungsreicher gestalten, sondern auch unbedenklich sind. Vielleicht gibt es ja eines Tages Grenzwerte für Chemie in Sexspielzeug. Wünschenswert ist es jedenfalls allemal. Dadurch könnten auch Erwachsene safe “spielen” und sich bedenkenlos an ihrer Sexualität erfreuen.
Aber ganz so schnell wie gedacht erledigt sich die Sache eben doch nicht. Denn in Bezug auf die Anfrage der Grünen antwortete der Pressedienst des Bundestages mit der Aussage, dass die Verwendung von gefährlichen Stoffen bei der Toyproduktion kein rein deutsches Phänomen sei. Und dass ein nationaler Solo-Auftritt dabei keine Auswirkungen auf die Importe und Online-Käufe habe.
Da sich auch die Europäische Union nicht groß bewegt hat, ist Chemie und Weichmacher in Sexspielzeug auch weiterhin vorhanden. Wodurch es immer noch dem Kunden obliegt, die Augen beim Kauf selbst aufzumachen.
Gefährliche Chemie in Sexspielzeug? Der große Test
Welche Produkte sind belastet?
Teuer heißt auch bei Sexspielzeug nicht automatisch, dass es sich um ein gutes Produkt handelt. Die Zeitschrift Öko-Test machte 2012 den Härtetest und prüfte 22 Toys auf Herz und Nieren. Wobei die Ergebnisse bis heute nichts an ihrer grundsätzlichen Gültigkeit eingebüßt haben. Schließlich gibt es immer noch keine EU-weite, geschweige denn weltweit greifende Norm für Chemie in Sexspielzeug. Dabei ging es weniger um den Nutzen und den Spaß, sondern vielmehr um die Gesundheit. Denn nach wie vor werden bei der Produktion Substanzen verwendet, die entweder als krebserregend gelten oder in dem Ruf stehen, die Fortpflanzung zu gefährden.
Dass auch hochpreisige Toys aufgrund von Chemie in Sexspielzeug die rote Karte erhielten, sollte die Branche nachdenklich stimmen.
Hierauf sollten Kunden beim Kauf achten
- Gleich 17 Produkte im Sexspielzeug-Test wurden aufgrund einer zu hohen Belastung mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) abgestuft. In einigen der Sextoys fanden die Tester bis zu 15 Milligramm PAK pro Kilogramm.
- Nachgewiesen wurden darüber hinaus nitrosamierbare Amine, die ebenfalls krebserregend sind und Dibutylzinn, das als fruchtschädigend eingestuft wird und sich problemlos durch andere, ungefährliche Substanzen in den Toxs ersetzen ließe.
- Als bedenklich wertet der Sexspielzeug-Test in Bezug auf die Chemie in Sexspielzeug auch die magnetischen Felder, die von einigen Vibratoren erzeugt werden, wenn sie auf Hochtouren laufen – was allerdings immer nur über relativ kurze Zeitspannen der Fall sein dürfte.
- Positiv schnitten lediglich der „Durex Play Pure Fantasy“ (Vibrator) und der „Nexo Vibro Vibrating G-Spot Massager“ ab.
Hier zeigt sich einmal mehr, dass es auch bei Sexspielzeug in erster Linie auf die inneren Werte beziehungsweise das Kleingedruckte ankommt.
Verbraucher sollten sich diesbezüglich nicht blenden lassen. Sondern sich vorher informieren, welche Produkte gut sind und welche man sich aufgrund von Chemie in Sexspielzeug besser nicht in die Nachttischschublade legt. Das Problem: Ein Sexspielzeug-Test, wie jetzt von Öko-Test durchgeführt, bildet eher die Ausnahme. Andere Magazine und Portale achten bei Sextoys eher auf den Lustfaktor. Deshalb wäre es sinnvoll, wenn klare Regeln gelten, was in den Produkten enthalten sein darf und was nicht. Damit sich der Lustfaktor nicht in einen Frustfaktor verwandelt. Da hört der Spaß im Bett dank Chemie in Sexspielzeug ganz schnell auf. Dass es auch ohne Zusatzstoffe geht, die unter anderem dafür sorgen, dass die Produkte biegsamer werden, beweisen die zwei Musterschüler im Test. Hier ist dann wohl die Politik gefragt.
Wenn schon der Krümmungsgrad von Bananen vorgeschrieben wird, warum dann nicht auch die gesundheitlich unbedenkliche Zusammensetzung von Sexspielzeug?
Beim Gleitgel hat „Ökotest“ kaum Grund zur Klage
In einer Pressemitteilung heißt es: „Die Mehrzahl der […] untersuchten Produkte verspricht ein ungetrübtes Vergnügen.“ Von den 19 getesteten Gelen, die bei Scheidentrockenheit helfen, fielen nur drei aufgrund ihrer Inhaltsstoffe durch. Für Verbraucher heißt das: Bei Gleitgel können sie fast bedenkenlos zugreifen. Bei Sexspielzeug sollte man hingegen ein wenig vorsichtiger sein.
Nur leider lässt sich nicht pauschal sagen, worauf Mann und Frau achten müssen. Der Preis alleine sagt noch nichts über die Qualität und ein geringes Maß an Chemie in Sexspielzeug aus.
Am besten ist, Kunden informieren sich in Internet oder auch im Fachhandel über die speziellen Modelle. Je mehr über das Thema bekannt wird, desto eher werden sich die Firmen auch gezwungen sehen ihre Produkte entsprechend weiterzuentwickeln und dann mit Schadstofffreiheit zu werben.
Weichmacherfrei: Dildos aus Holz und Glas
Denn es gibt durchaus Alternativen zu den reinen Plastik-Artikeln, die mit deutlich weniger Chemie und Weichmacher in Sexspielzeug punkten.
Allerdings dürften Dildos aus Holz, Glas und Metall nicht ganz so biegsam sein. Der herkömmliche gute alte Dildo wird inzwischen in allen möglichen Formen, Farben und Größen angeboten. Dass sich dabei Kunststoffe durchgesetzt haben, mit so netten Bezeichnungen wie „CyberSkin“, liegt vor allem am Komfort.
Die Materialien fühlen sich gut an, lassen sich flexibel einsetzen und günstig in Masse produzieren. Damit erfüllt der Gummi-Dildo alle Voraussetzungen von Otto-Normal-Kunde. Gefühlsecht und preiswert. Das Sortiment der Fachhändler und Versandhäuser ist mittlerweile groß, vielfältig, bunt.
Gefühlsecht und preiswert
Mit diesen Vorzügen kann die Konkurrenz, die auf natürliche Grundstoffe setzt, nicht unbedingt aufwarten. Dafür zeigt sie sich nicht minder kreativ.
So berichtete das Portal handwerk.com schon vor einigen Jahren über einen Tüftler, der Vibratoren und Dildos aus Holz (Fichtenholz) herstellt und sie als „Spaßbringer vom Land“ anpreist. Lacke auf Wasserbasis sorgen dafür, dass man sich keine Splitter holt und die Sexspielzeuge nicht den Charme eines Jute-Beutels haben.
Abgesehen von den doch eher außergewöhnlichen Dildos aus Holz gibt es Produkte auch aus Glas, Stein und Metall. Gerade die Glasdildo-Variante bietet eine Reihe von Vorteilen: Sie ist glatt und lässt sich sehr gut reinigen, was bei der Gummifraktion aufgrund der vielen Poren nur bedingt möglich ist.
Bilder von Colourbox.com