Es ist noch gar nicht so lange her, da schien jede deutsche Kleinstadt ihre eigene Erotikmesse haben zu wollen. Wenn eine Gemeinde über eine eigene Stadthalle verfügte? Dann war sie bereits prädestiniert für die nächste Messe der besonderen Art. Mittlerweile sieht es jedoch ganz anders aus: Als Erotikmesse ist die Venus in Berlin eine seit 1997 bestehende Instanz, die seither alljährlich stattfindet. Darüber hinaus ist der österreichische Veranstalter Ferdinand Liendl augenscheinlich der letzte Mohikaner. Sucht man bundesweit sowie im angrenzenden deutschsprachigen Gebiet nach „Erotikmesse on Tour“, also einer Erotikmesse an wechselnden Veranstaltungsorten, so bleiben fast nur dessen Veranstaltungen übrig. Wobei man mit „nur“ eigentlich doch etwas zu tief stapelt…
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Erotik-Messe.at: Wenn die Erotikmesse zu ihren Besuchern kommt
Auch Veranstaltungen mit wechselnden Austragungsorten können so groß sein, dass sie viel Aufmerksamkeit erregen. Die hier genannte Erotikmesse ist ein klares Beispiel dafür. Dass sie nach der Berliner Venus die zweitgrößte Veranstaltung ihrer Art ist, klingt beeindruckend. Wenn man aber fast allein ist auf weiter Flur, ist das kein besonderes Kunststück.
Allerdings gibt sich das Veranstaltungsteam durchaus Mühe, der Silbermedaille gerecht zu werden. Im Ausstellungsbereich präsentieren zahlreiche nationale wie internationale Anbieter ihre Neuheiten rund um Dessous, erotische Kleidung, Sexspielzeug und Pornografie.
Aber auch der dazu passende Showteil darf natürlich nicht fehlen. Ob Moulin Rouge, Lesben- oder Domina-Show, hier wird für jede Vorliebe etwas geboten. Selbstverständlich ist auch ein heißer Men-Strip dabei. Schließlich wollen auch die Damen etwas für das Auge haben.
Der Tattoo- und Piercingbereich ist ebenfalls Teil der Erotikmesse. Erfahrungsgemäß haben die dort tätigen Künstler auch stets alle Hände voll zu tun. Immerhin sind die Besucher einer Erotikmesse häufig besonders locker drauf und mutig genug für den einen oder anderen Körperschmuck.
Wo und wann findet die Erotikmesse statt?
Wie eingangs bereits beschrieben, gibt es bei weitem nicht mehr so viele Erotikmessen wie noch vor einigen Jahren. Und auch die Erotikmesse von Ferdinand Liendl macht sich gerne etwas rar. Wer auf der Website www.erotik-messe.at also einen endlos langen Veranstaltungskalender sucht, wird maßlos enttäuscht sein. Denn tatsächlich finden sich dort gerade einmal eine Handvoll Termine in Deutschland und Österreich.
Darin sind allerdings auch Vorteile zu erkennen: Der Veranstalter wird so eher in der Lage sein, hochwertige Aussteller für die Erotikmesse zu gewinnen und das Publikum zu begeistern. Die Wahrscheinlichkeit, dass die ganze Veranstaltung irgendwie bemüht wirken könnte, lässt sich auf diese Weise wohl am ehesten minimieren.
Die Venus Berlin: Der Fixstern am Erotikhimmel
Ein jeder weiß, dass die Erotik ein gefährliches Terrain ist, auf dem sich nur schwer neue Geschäftsmodelle etablieren lassen. Wenn sich trotzdem jemand anschickt, Teile der Branche komplett zu revolutionieren, lässt das eigentlich immer aufhorchen.
Mit der jährlich wiederkehrenden Erotikmesse Venus in Berlin ist den Veranstaltern ein echter Coup gelungen. Begonnen hat alles im Jahr 1997 mit gerade einmal 124 Ausstellern. Mittlerweile ist die Venus die weltweit größte Erotikmesse und trägt kontinuierlich dazu bei, das Schmuddelimage der Branche abzutragen. Denn hier handelt es sich nicht etwa um eine Veranstaltung, die in irgendeinem finsteren Winkel der Hauptstadt stattfinden darf. Mehr als 30.000 Besucher, darunter Privatleute ebenso wie Medienvertreter und Fachbesucher, strömen Jahr für Jahr in die Berliner Messehallen unter dem Funkturm.
Wie es sich für eine Messe gehört, präsentieren auch hier zahlreiche Aussteller aus aller Welt ihre Neuheiten rund um
- erotische Mode und Dessous,
- Sexspielzeug und
- frivolen Lifestyle.
Ebenfalls dabei: Anbieter von speziellem Mobiliar und Lifestyle-Drinks. Hinzu kommt selbstverständlich ein Showprogramm der Extraklasse. Tabus sind dabei zwar absolute Mangelware. Vielleicht sind die zahlreichen Zuschauer aber gerade deswegen so begeistert.
Die Erotikmesse bietet Anlass, auch mal über den einen oder anderen Schatten zu springen, der ansonsten vorhanden wäre. Denn wenn alle Besucher und Aussteller komplett auf Erotik gepolt sind, werden Hemmungen doch recht schnell abgebaut.
Venus statt Oscar: Die Venus Awards
Was für die „normale“ Filmbranche die Oscars sind, sind die Venus Awards für die Erotikbranche.
Denn nur in ganz wenigen Fällen hat die Erotik bei der Verleihung des berühmten Filmpreises wenigstens den Hauch einer Chance. Eine eigene Trophäe musste her – und die Macher der Venus erkannten es als Auftrag, eine solche zu schaffen. Ein weiterer Grund also, weshalb alljährlich das „Who is Who“ der Branche nach Berlin pilgert, um sich dort selbst zu feiern und auszuzeichnen.
Auch 2017 durften sich wieder Preisträger aus 21 Kategorien über den Venus Award freuen. Dabei sind Parallelen zu den erwähnten Oscars zwar klar erkennbar, etwa in Kategorien wie „Beste/r Darsteller/in“ im europäischen oder internationalen Geschäft. Ausgezeichnet werden auf der Erotikmesse aber auch das beste internationale Label oder das deutschlandweit beste Dominastudio. In diesen Bereichen wird man das Äquivalent bei der Oscarverleihung mit Sicherheit vergeblich suchen.
Auffällig ist auch, dass sogar bei dieser für sich betrachtet eigentlich unverdächtigen Preisverleihung keine Klarnamen genannt werden. Zwar sind Künstlernamen auch aus Hollywood bekannt, sind dort aber trotzdem nicht besonders weit verbreitet. In der Erotikbranche indes sind Künstlernamen obligatorisch, daher heißen die Preisträger von 2017 etwa
Texas Patti, | Jason Steel oder | Anny Aurora. |
Verständlich, denn Künstlernamen bieten immer auch einen gewissen Schutz. Daher sollte die Anonymität auch auf der Erotikmesse gewahrt bleiben. Das gilt selbstverständlich auch für Stars der Branche, die für keinen Preis nominiert sind.
Der Showteil: Ein Highlight der Venus
Mit Fug und Recht sind die Macher der Venus stolz auf ihr Showprogramm, bei dem sich die Stars der Szene hautnah präsentieren – im mehrfachen Sinne. Darüber hinaus gibt es den Star Walk als Mittelpunkt der Messe, auf dem sich die Stars der Branche gerne präsentieren. Und selbstverständlich geht es auf gleich mehreren Showbühnen heiß zur Sache.
Venus = Partytime
Natürlich ist in der Hauptstadt immer etwas los. Eigentlich ist die Berliner Partyszene sogar legendär – trotzdem lässt sie sich noch zusätzlich toppen. Die berühmte Erotikmesse ist dafür ein willkommener Anlass.
Der Nightclub INSOMNIA etwa öffnet seine Pforten nicht nur anlässlich der Venus, um dort Hedonisten, Fetischisten und aufgeschlossene Partypeople abfeiern zu lassen. Anlässlich der Erotikmesse findet hier aber das „Venus Bizarre Weekend“ statt. Die Party hier ist dann noch schräger als ohnehin üblich, das Publikum ist noch etwas abgefahrener und internationaler als sonst. Außerdem ist das INSOMNIA mit einem eigenen, interaktiven Stand auf der Venus vertreten, wo ein ganz besonderes Showprogramm auf die Gäste wartet.
Fans des INSOMNIA muss man es gar nicht mehr erzählen: Dieser Club bietet mehr als Bars und Tanzfläche, sondern verfügt auch über einen großartigen Spielbereich. Im Basement warten die voll ausgestatteten BDSM-Katakomben auf verspielte Gäste.
Übrigens: Auch wenn die Erotikmesse nicht mit allen Vertretern des Berliner Nachtlebens einen speziellen Deal machen konnte oder wollte, stellen sich zahlreiche Locations auf Venus-Gäste ein. Und in der ohnehin schon äußerst hippen Stadt ist es noch weniger auffällig als sonst, wenn Leute ihre liebsten Fetisch-Outfits beim Shopping, in der U-Bahn oder in der Kneipe tragen.
Weitere Erotik-Messen in Deutschland
Wie bereits erwähnt, muss man mittlerweile doch recht lang nach einer Erotikmesse suchen. Schaut man sich ausgiebig im Internet unter diesem Suchbegriff um, so stolpert man aber zwangsläufig auch über folgende Messen:
- BoFeWo Wallau (bei Hofheim am Taunus): Messe für Bondage und Fetisch. 28. bis 30. September 2018
- eroFame Hannover: Internationale b2b-Fachmesse für die Erotikbranche. 03.10. bis 05. Oktober 2018.
Für diverse Eros & Amore – und Erotica-Messen, die in verschiedenen Städten Deutschlands stattfinden, stehen die nächsten Termine noch nicht fest. Gleiches gilt für
die BDSM & Fetisch – Messe Passion in Hamburg | das Loveland in Oberhausen |
die Erotikmesse in Nürnberg oder | die German Fetish Fair in Berlin. |
Fazit:
Wenn es um die Erotikmesse schlechthin in Deutschland geht, kommt man eigentlich nicht an der Venus vorbei. In den vergangenen Jahren wurde oft versucht, diese Veranstaltung zu kopieren oder sogar als Marktführerin abzulösen, doch eigentlich ist das Gegenteil eingetreten.
Es gibt sogar Stimmen, die an anderen Erotikmessen kaum ein gutes Haar lassen. Das verwundert aber kaum, wenn es sich um echte Fans der Venus handelt. Wer das Beste kennt, ist mit weniger eben nicht mehr zufrieden. Für interessierte Neulinge kann also auch der Besuch einer regionalen Erotikmesse eine spannende, neue Erfahrung sein. Die Venus indes begrüßt Neulinge wie erfahrene Messebesucher gleichermaßen und lässt ganz sicher niemanden enttäuscht wieder heimfahren.
Modelbild von Colourbox.com