S/M? Oder Dom/Dev? Oder beides? Eine gute Frage, zumal BDSM-Literatur und -filme bereits in vielen Schlafzimmern angekommen sind. Das beweisen beispielsweise „Justine“, „Die Geschichte der O“ oder „Fifty Shades of Grey“.
In allen diesen Fallen geht es um die ausgeprägte Lust am Sadomasochismus, wobei er fast immer mit einem klaren Dom/Dev – Gefälle verknüpft ist.
Dass dabei sehr häufig Frauen in der devoten und / oder submissiven Rolle sind, ist gar nicht einmal von Belang. Denn dort könnte auch ein Mann stehen. Wenngleich die Verteilung Mann dominant – Frau devot insgesamt wohl weiter verbreitet ist.
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Was mir dabei dennoch recht schnell auffiel
Wer den anderen dominiert, hat offenbar auch oft Spaß daran, ihm Schmerzen zuzufügen und damit zu demütigen, zu erziehen.
Im Zuge diverser Erziehungsmaßnahmen spielen Sexspielzeug und S/M eine nicht zu unterschätzende Rolle: Dadurch bekommt der devoten Person mit, wie unangenehm es sein kann, wenn sie bestimmten Anordnungen nicht nachkommt.
Allerdings kann der / die Top im Rahmen von Dom/Dev im Prinzip genauso gut „nur so“ Lust an Spanking, Waxing, Strappado und der Nutzung von weiterem Sexspielzeug haben. Das schmälert den Genuss nicht unbedingt, zumal das Machtgefälle auch weiterhin ausgekostet wird.
Aber genau der letzte Punkt wurde immer besonders betont …
Die Sache mit dem Machtgefälle beim S/M: Braucht das jeder eigentlich unbedingt?
Nachdem ich mich eine Zeitlang in verschiedenen Sexchats herumgetrieben habe, habe ich festgestellt: In puncto BDSM sind für viele Fans dieser Spielarten eine oder mehrere Komponenten sehr eng miteinander verwoben. Wobei gefühlt mehr SMler Wert auf Dom/Dev zu legen scheinen als Dom/Dev-Fans auf S/M.
Bei einigen individuellen Gesprächen stellte sich heraus, dass diese Kombi meist als besonders stimmig durchging: S/M also so betrachtet als Mittel zum Zweck. Als luststeigernde Komponente, sofern sich Top wie Sub (oder zumindest Top) dafür interessieren und es nicht als NoGo betrachten.
Im Umkehrschluss kam zu meinem Verblüffen eine andere Variante deutlich seltener zur Sprache: Die Lust am Schmerz(-zufügen) – ohne Machtgefälle.
Ist mein S/M nicht „normal“?
„Normalen S/M gibt es nicht. Jeder definiert für sich selbst, was er auf diese Art wahrnimmt.“ Ich weiß zwar nicht, welcher Mensch diesen weisen Satz gesagt hat. Aber ich halte das für absolut korrekt.
Inzwischen sind Sexspielzeug und Sadomasochismus ein regelmäßiger Bestandteil meines Sexlebens. Das liegt daran, dass mein Partner deutlich masochistisch angehaucht ist. Über ihn habe über ihn die Welt des Sadismus deutlich genauer kennen und schätzen gelernt.
Wir beide lieben diese Spielarten, aber auf eine Idee wären wir dabei nie von uns aus gekommen: Uns dadurch als Dom/Dev zu kategorisieren. Worauf hin ich schon häufiger schief angeschaut wurde. Bis mir ein Licht aufging …
Es liegt an den verschiedenen Auffassungen vom Ausgeliefert-Sein
Für viele BDSM-Fans umfasst der Begriff „ausgeliefert sein“ verschiedene Komponenten: Körperliche Aspekte spielen hierbei ebenso eine Rolle wie Geistige. Zusammengefasst gesagt: Es geht nicht nur um ein körperliches Spiel, sondern auch darum, sich dem anderen weitgehend geistig zu übergeben. Der Spaß an mentaler Führung und Unterordnung ist ein elementarer Faktor von Dom/Dev.
Mein Verständnis – und praktischerweise das meines Partners – davon: Wir können geistiges und körperliches Ausliefern kombinieren. Wir müssen es aber nicht. Daher können wir beide Faktoren auch getrennt voneinander ausleben.
Wie sieht S/M ohne Dom/Dev aus?
Er sei im Bett „schmerzgeil, aber nicht unterwürfig“, hat mein Partner in diesem Zusammenhang ‘mal gesagt. Das stimmt tatsächlich. Wenn ich im Alltag den Kommandoton anlege, zieht er.
Im Bett nicht. Dort hat mein Freund jedoch auch kein Bedürfnis, den Spieß umzudrehen und Ansagen zu machen. Würde bei mir auch nicht funktionieren, weil ich auf dem Ohr taub bin.
Das hat zur Folge, dass wir die Entscheidung darüber,
- was wir in welcher Form probieren und
- und welches Sexspielzeug wir zu welchem Zeitpunkt nutzen,
durchaus zusammen fällen. Und ich gehe darauf ein, ohne auf meinen kompletten eigenen Ansatz zu bestehen. Gemeinsame Ideen sind sowieso oft die Fruchtbarsten. Insofern gibt es gefühlt keinen Grund, warum sich S/M von softeren Sexvarianten unterschieden müsste.
Was allerdings voraussetzt, dass der passive Part seinen Kick vor allem aus dem körperlichen Schmerz zieht. Der Faktor der Erziehung, der geistigen Unterwerfung und gegebenenfalls auch Demütigung spielt bei einer reinen Sadomasochismus-Variante also keine ausgeprägte Rolle.
Braucht er auch nicht …
Ist das denn dann trotzdem wahre Hingabe?
Warum nicht? Vielleicht mag mich der ein oder andere jetzt dafür schlagen 😉 . Aber ich finde, dass sich „Hingabe“ nicht daran festmachen lässt, dass mir jemand eine Anweisung erteilt und ich diese befolge.
Hingabe kann im Sinne von Dom/Dev durchaus so aussehen. Aber sie funktioniert auch ohne diese Komponente. Das tut sie bei Vanilla-Sex schließlich auch. Und wenn zum Vanillasex noch die S/M – Ergänzung kommt, warum nicht?
Wenn ich eins gelernt habe, dann das: Um jemandem den Hintern zu versohlen, muss man nicht der sexuell dominante Mensch vor dem Herren sein. Man muss sich nur trauen – und sich mit seinem Partner über den Rahmen einig sein. Dann wird das schon.
In diesem Sinne: Hose runter und Gück auf 😉 !