How to make me come: Orgasmen bei Frauen

“Für einen Moment wurde alles Feste in meinem Körper flüssig und alles Flüssige wurde gasförmig und alles Gasförmige wurde zu Plasma. Ich löste mich auf.”

Ich persönlich kenne vier Haupttypen von Orgasmen bei Frauen:

1. Der “einsame – wahrscheinlich Netflix schauende – das war großartig und dauerte nur 2 Minuten”-Orgasmus

   ist leicht für mich. Es gibt keine Angst vor Intimität oder verborgenen Absichten oder verlassen Werden. Ich selbst kann mich weder ständig anlügen noch verlassen. Manchmal schaue ich Pornos, manchmal stelle ich mir vor, von einem riesigen fremdländischen Muskelprotz, der eine Papiertüte über seinem Kopf hat, rangenommen zu werden und manchmal denke ich an gar nichts. Ein anderes Mal lasse ich es nach der Hälfte sein, weil es mich langweilt oder meine Mutter anruft. Manchmal bin ich high, manchmal sind die Örtlichkeiten unpassend. Manchmal sind das Orgasmen durch klitorale Stimulation, manchmal vaginale. Aber sie sind immer voll und ganz ok.

2. der “in-zu-enge-Jeans-gezwängt-auf-schwitzigen-Sommerbeinen”-Orgasmus

   passiert, wenn ich schon eine Weile am Rummachen bin und mein Kopf nicht ganz bei der Sache ist – warum auch immer (z.B. zu viel Alkohol. zu wenig Schlaf, familiäre Probleme, Geldschwierigkeiten oder kein wirkliches Interesse an der Person, etc.) – aber was auch immer für unsexy Gedanken in meinem Kopf herumkullern, sind sie nicht so schlimm als dass ich mich nicht doch konzentrieren könnte. Denn es ist mir wichtig, dankbar zu sein, wenn jemand, den ich mag, sich für mein Wohlergehen abrackert und dabei nix falsch macht.

   Ich schaffe es meistens, mich zusammenzureißen und mir zu sagen “Das wird passieren.” Und es passiert. Und es ist gut. Oder vielleicht passiert es nicht. Es ist kein Problem zu sagen: “Hey, du bist großartig, aber ich funktioniere gerade nicht. Lass es lieber und wir versuchen es später noch einmal.” Das ist natürlich und ist schon mit jedem passiert, mit dem ich regelmäßig geschlafen habe. ABER wenn das zur Regel wird, sollte man sich Gedanken machen.

3. der vorgetäuschte Orgasmus

   ist schlimm. Einen Orgasmus vorzutäuschen ist ein Zeichen, dass so einiges im Argen liegt. Ein Mangel an ehrlichem Austausch. Eine Unfähigkeit zu rüberzubringen, was ich brauche, wie ich es brauche – oder dass ich gerade gar nichts brauche. Kein Vertrauen. Unproduktive Angst. Ich habe es getan. Sogar bei Leuten, die ich liebe. Ich schäme mich auf eine seltsame Weise, wenn ich es tue. Es ist schon erstaunlich, was Frauen alles tun, um zu vermeiden, jemanden vor den Kopf zu stoßen. Warum stelle ich jemandes eingebildete Bedürfnis, dass ich einen Orgasmus haben müsse über mein offensichtliches Bedürfnis keinen zu haben? Ich sollte überhaupt nicht mit dir schlafen oder zumindest nicht ohne eine Generalüberholung der Beziehung. Ein vorgetäuschter Orgasmus ist ausschließlich meine Schuld.

4. die Art von Orgasmus, in den ich mich blind hineinfallen lasse und darin ertrinke und dann sterbe und dann froh bin, dass ich tot bin.

   Diese sind schwierig. Sie sind die Orgasmen, die ich will. Sie können nur durch Sex entstehen, der durchdrungen ist von einem gegenseitigen Willen sein Selbst komplett zu entblößen. Es ist notwendig, Gedanken an das Ego, Coolness, allgemeine Vorstellungen von Sexyness oder Cellulite über Bord zu werfen. Nur so können sich unsere Hände und unsere Gedanken dem Geschehen mit Wollust hingeben.

   Wir müssen nicht einmal den Zweitnamen des anderen kennen, aber wir müssen gefangen sein davon, aufzunehmen, was der andere will und wie er oder sie riecht, sich bewegt und was wir für den anderen tun können, damit es keinen Raum für Angst und Selbstkontrolle gibt. Diese Art von Sex, der nichts als Nähe sucht, beschert die besten Orgasmen. Es gibt keinen direkten Weg oder eine bestimmte Formel dafür. Es gibt keine spezielle Stellung. Du kannst den tollsten Schwanz oder das schönste Gesicht haben, du kannst die Farbe von der Wand lecken können – all das nützt nichts, wenn du nicht bereit bist, dich zu öffnen wie ein kaltes Ei, das in zu heißes Wasser fällt. Es kann hässlich und schmutzig und verrückt und absolut daneben sein, wenn es echt ist und ohne, dass sich einer verstellt.

   Ich wurde schon zum Höhepunkt gebracht, als ich eine Latzhose anhatte. Und ich würde wetten, dass für einen Moment all das Feste in mir flüssig wurde, alles Flüssige gasförmig und alles Gasförmige zu Plasma. Ich löste mich auf. Das ist verdammt beeindruckend, denn Latzhosen sind nun mal definitiv unsexy und sehr dick. Aber wir brauchten einander in diesem Moment aus unerfindlichen Gründen. Ich wurde ergriffen durch die Kraft mancher Worte, die ausgetauscht wurden und durch unsere Seufzer, die jetzt noch in Endlosschleife in meinem Kopf laufen. Diese Orgasmen sind markerschütternd. Diese Orgasmen hauchen uns Leben ein. Sie werden aber nicht passieren, wenn die Angst sich zu verlieren die Angst vor unerfüllten Bedürfnissen überwiegt.

Fazit

Orgasmen bei Frauen nach ihrer Wahrscheinlichkeit. Die 1er sind natürlich und gesund und kein Thema. Die 2er sind unvermeidbar. Die 3er gilt es auf alle Fälle zu vermeiden. Die 4er sind dazu da, sich ihnen hinzugeben und sich dafür seinen Ängsten zu stellen. Sie benötigen Liebe und Respekt. Nicht zwangsläufig “Lass und heiraten und Kinder kriegen”-Liebe, aber auf jeden Fall “Du bist ein Mensch und verdienst es, gesehen und gehört zu werden”-Liebe.

Quelle: How to make me come intime Berichte von Orgasmen bei Frauen. Eine wunderbare Sammlung englischsprachiger, sehr persönlicher, “Gebrauchsanweisungen” von Frauen und wie man sie zum Orgasmus bringen kann.

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