Belebt Sexspielzeug die Lust oder schadet es möglicherweise sogar der Beziehung? Die „Welt“ hat dazu zwei Expertinnen gefragt, die völlig unterschiedliche Sichtweisen auf das Thema haben. Ann-Marlene Henning ist Sexologin und Neuro-Psychologin. Sie lehnt Hilfsmittel im Bett weitgehend ab. Kathy Mussäus besitzt ein Erotikgeschäft, das sich auf Frauen und Paare spezialisiert hat. Für sie zählen der Spaß und die Chance, die eigene Lust zu erforschen.
Wird das Körperbewusstsein durch Sextoys gesteigert?
Schon an diesem Punkt würde die Psychologin widersprechen. Sie rät dazu, sich mit dem Körper auseinanderzusetzen, ohne Umwege wie Sexspielzeug. Wenn überhaupt dienten die Toys Frauen zur Selbstbefriedigung. Immer mit der Gefahr, dass „zwischen den Menschen weniger passiert“. Auf Dauer seien Frauen unter Umständen sogar auf den Vibrator angewiesen, um überhaupt noch einen Orgasmus zu haben. Dadurch werde Geschlechtsverkehr überflüssig. Sinnvoll seien Sexspielzeuge für Frauen, wenn sie bislang noch nie einen Höhepunkt erlebt hätten. In dem Fall sei das Spielzeug ein Hilfsmittel. Ansonsten hält Ann-Marlene Henning Vibratoren & Co. eher für Werkzeuge und nicht für eine Steigerung des Körperbewusstseins durch Sextoys.
Die Shop-Besitzerin indes sieht ihre Meinung durch den aktuellen Trend und die Verkaufszahlen bestätigt. Vor allem Paarspielzeuge seien gefragt. Gleichwohl weiß auch Kathy Mussäus, dass man nicht unbedingt Sexspielzeug braucht, um glücklich zu sein. Wenn ein Paar in ihr Geschäft komme, beweise das allerdings, dass sich jemand ernsthaft mit der Sexualität befasse. Statt nur zu reden, werde etwas unternommen. Oft sei Neugier die Antriebsfeder, es mit Sextoys zu versuchen. Das gelte für Frauen von dreißig bis sechzig. Laut Kathy sei es möglich, ein neues Körperbewusstsein durch Sextoys zu erlangen und die eigene Sexualität noch intensiver zu erleben. Denn gerade Frauen hätten oft Probleme damit, die eigene Scham zu berühren und könnten so Hemmschwellen überwinden.
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