Die Sexspielzeug-Branche wächst. Nicht nur, weil gewisse Romane einen Hype entfachten und Paare zu mehr Experimentierfreude verleiteten, sondern weil Sex generell eine immer größere Rolle spielt und ausgelebt werden will. Das erkennen zunehmend auch Investoren. Sie sind durchaus geneigt, jungen Unternehmern unter die Arme zu greifen – und das, obwohl das Geschäftsmodell auf Dildos, Vibratoren und Gleitmittel basiert. Bestes Beispiel ist der neue Lifestyle-Shop für Sexspielzeug namens Amorelie. Er hat seinen Sitz in Berlin und will schon bald ins Ausland expandieren.
Laut Berliner Morgenpost haben Business Angels und Wagnisfinanzierer jüngst einen „deutlich siebenstelligen Betrag“ in die Runde geworfen. Damit soll der Onlineversand für Sextoys nun richtig Fahrt aufnehmen. Den Fokus legen die beiden Gründer Lea Sophie Cramer und Sebastian Pollok auf die weibliche Kundschaft. Statt mit anzüglichen Bildern warten sie auf ihrem Portal mit Lebensfreude auf.
Das Ziel ist klar abgesteckt: „Wir wollen mit unserem Sextoy-Business Frauen und Männer ansprechen, die die traditionellen Sexshops nicht erreichen.”
Werfen wir doch mal einen etwas näheren Blick auf die Sexspielzeug-Branche.
Contents
Die Sexspielzeug-Branche im Wandel der Zeit
Während sich die Erotikmesse „Venus“ nach wie vor als Stern am Himmel der Sexspielzeug-Branche und Pornoindustrie behaupten kann, hat die Branche an anderen Fronten zu kämpfen. Noch vor einigen Jahren hatte fast jede Kleinstadt ihre eigene Erotikmesse in der örtlichen Stadthalle, doch dieser Hype hat sich längst wieder gelegt.
Vielleicht kann dieser Wandel dadurch erklärt werden, dass die Pornographie heute kaum noch nennenswerte Umsätze verspricht. Profitierte man dort früher vom Videorekorder oder vom DVD-Player, machen die Gratis-Angebote aus dem WWW der gesamten Branche das Leben schwer. Die Sexspielzeug-Branche hingegen boomt, muss jedoch nicht mehr in jedem Dorf vertreten sein. Dank Internet oder dem guten alten Fernsehen kommen die Informationen ohnehin direkt zu den Menschen.
Sexspielzeug – ein schwieriger Markt
Mit Sexspielzeug werden jährlich Milliarden von Euro umgesetzt.
Und das kaum noch in schmuddeligen Shops, sondern längst auch in großen Supermärkten. Kurzum: Der Markt wächst mit dem Interesse an Dildos, Vibratoren und anderen Toys, die das Liebesleben aufpeppen. Sich mit einem batteriebetriebenen Sexspielzeug zu verwöhnen, ist eben kein Tabu mehr.
Leicht ist es trotzdem nicht, in diesem Markt Fuß zu fassen. Denn Investoren halten sich bei allem, das auch nur einen Hauch Verruchtheit mit sich bringt, lieber zurück und suchen sich ein anderes Spielfeld.
Werbung für Sexspielzeug
Schaltet man nach Mitternacht den Fernseher ein, bekommt man auf vielen Kanälen Werbung für Sexspielzeug und Cybersex geboten. Leicht bekleidete Damen, die lüstern auf einen langen Dildo blicken, Penisringe in jeder Größe oder Gratis-Kondome für die nächste Bestellung: Von Zurückhaltung keine Spur. Gewisse Grenzen dürfen zwar auch hier nicht überschritten werden. Die Branche wagt sich bisweilen aber sehr nah heran.
Allerdings findet sich Werbung der Sexspielzeug-Branche auch an anderer, eher unverdächtiger Stelle, etwa in Zeitungen oder Magazinen. Hier präsentiert sie sich jedoch sauber und jugendfrei, denn sie deutet viele Dinge nur ganz subtil an.
Die Design-Branche entdeckt das Sexspielzeug
Seit sich die Sexspielzeug-Branche weitgehend aus der Schmuddelecke befreien konnte, wagen sich auch renommierte Designer an die zuvor verpönten Produkte. Ein Beispiel ist die Tschechin Anna Marešová. Sie bewarb sich mit dem Projekt „Whoop-de-doo® – sexuelle Hilfsmittel für Frauen (nicht nur) aus gynäkologischer Perspektive“ bei einem Designpreis, der von dem Magazin „Dolce Vita“ ausgelobt wurde. Das Urteil der Wertungsrichter: ausgezeichnete schlanke Praktikabilität. Ein solches Lob für Sexspielzeug gibt es nicht oft, schon gar nicht aus dem Munde einer kritischen Jury.
Mittlerweile haben es auch weitere Produkte geschafft, bekannte Designpreise abzuräumen.
Dazu zählen beispielsweise:
der Penisring OVO B6 Triangel | die Analkugeln B Balls von Fun Factory | der MiniVIBRATOR AMORINO von Fun Factory |
mehrere Produkte von LELO | der 3D Spiral Masturbator von Tenga | der Vibrator Delight von Fun Factory |
TV-Flaute löst Sexspielzeug-Boom aus
Dass die Sexspielzeug-Branche mittlerweile nicht nur „ganz normale Menschen“ im Visier hat, sondern selbige auch gut erreicht, zeigt ein Beispiel aus Kanada.
Vor einigen Jahren gab es innerhalb der kanadischen Eishockeyliga finanzielle Querelen. Daher mussten die Kanadier weitgehend auf ihren Lieblingssport verzichten.
Auffällig: Fast im selben Maße, in dem der Absatz von Merchandising-Produkten rund um den Wintersport zurückging, stiegen die Umsätze der Sexspielzeug-Branche. Es wurde sogar ein (kleiner) Babyboom verzeichnet.
Unklar ist, ob die Kanadier das neu erworbene Sexspielzeug in der folgenden, wieder kompletten Eishockeysaison gleich wieder entsorgt haben. Falls ja, haben sie es hoffentlich nicht so gemacht wie ein Unbekannter am Guggenberger See im Landkreis Regensburg.
Dort entdeckten Spaziergänger einen seltsamen Plastikbeutel, der von der herbeigerufenen Polizei analysiert wurde. Der Inhalt entpuppte sich also ungefährlich, denn die Tüte war voller Sexspielzeug. Warum selbiges nicht einfach im Hausmüll entsorgt wurde, wird sich wohl nie beantworten lassen.
Sexspielzeug-Jobs: Erotik-Butler und Co.
Sexspielzeug stellt einen Milliardenmarkt dar, der zwar langsam, aber kontinuierlich wächst.
Die Umsatzzahlen schnellen Jahr für Jahr weiter nach oben. Erotik steht hoch im Kurs, nicht nur auf der Reeperbahn, sondern auch in den eigenen vier Wänden. Möglichkeiten, an diesem Boom teilzuhaben, gibt es viele. Diese Möglichkeiten sind nicht nur vielseitig, sondern teilweise auch ein wenig skurril.
Hier drei Beispiele für eher ungewöhnliche Sexspielzeug-Jobs, die tatsächlich existieren:
-
Erotik-Butler:
Zeit-Online porträtierte vor einigen Jahren einen jungen Mann, der sein Geld damit verdient, Prostituierten neue Kondompackungen, Dildos, Gleitcreme, Liebespuppen und andere Spielzeuge zu liefern. Hunderte Stammkundinnen nutzen die Dienste des Erotik-Butlers. Was sich nach Vergnügen anhört, ist ein knallharter Job. Morgens werden die Bestellungen kontrolliert und die Lieferrouten bestimmt. Am Nachmittag geht es in den Großmarkt für Sextoys und am Abend in die Puffs, um die Ware persönlich abzugeben.
Der gelernte Maschinenschlosser hat sich inzwischen daran gewöhnt, im Rotlichtmilieu zu agieren. Da wird auch schon mal ein Sack Kartoffeln ausgefahren. Schließlich haben auch die Damen des horizontalen Gewerbes Hunger. Man könnte den Erotik-Butler auch als “Mädchen für alles” bezeichnen und die Damen des Rotlichts sind froh über seine vielseitigen Dienste.
-
Beraterin im Direktvertrieb:
Plastikschüsseln und Aufbewahrungsboxen werden schon seit gefühlten Ewigkeiten an Wohnzimmertischen in der gesamten Republik verkauft. Den Weg über die gute Stube gehen inzwischen auch Sexspielzeug-Firmen. Dadurch entstehen Sexspielzeug-Jobs wie zum Beispiel der Sextoy Direktvertrieb. Es werden Vibratoren, Dildos, Liebeskugeln, sexy Wäsche und viele andere erotische Artikel unters Volk gebracht.
Jetzt.de von der Süddeutschen Zeitung hat mit einer der Damen gesprochen, die im Nebenerwerb nach Feierabend Sextoys verkauft. Eines muss man für den Job sein: aufgeschlossen. Wer einen Dildo anpreisen möchte, muss schon wissen, wovon er bzw. sie spricht. Dass es bei den Verkaufspartys bisweilen feuchtfröhlich zugeht, gehört ebenso dazu wie kleinere Streitereien unter den Gästen. Sexspielzeug-Jobs sind in keinem Fall langweilig und machen allen Beteiligten einen beiden Spaß.
-
Ein besonderer Job – Verkäufer im Sexshop:
Viele schätzen die Anonymität des Internets, wenn sie Sexspielzeuge kaufen. Ein paar Mausklicks, Bezahlung per Kreditkarte oder einfach auf Rechnung und nach wenigen Tagen ist das Paket mit Dildos und sexy Wäsche in der Post. Auf der anderen Seite gibt es nach wie vor experimentierfreudige Damen und Herren, die ein Produkt – ob nun Dildo oder Slip – erst in die Hände nehmen möchten, ehe sie eine Entscheidung treffen. Für diese Kunden gibt es sie noch, die Sexshops. Heute nicht mehr in Dämmerlicht gehüllt, sondern hell, freundlich und mit professioneller Beratung.
Apropos Sexshop …
Noch im Jahr 2014 konnte Beate Uhse nach einer regelrechten Neuinterpretation der Marke ordentliche Gewinne verzeichnen. Der Platzhirsch der Branche war zuvor bereits in schwere Turbulenzen geraten. Mit einer Neuausrichtung auf eine besonders weibliche Zielgruppe schien die Rettung bereits geschafft. Beate Uhse besorgte sich ein lockeres, ganz und gar nicht schmuddeliges Image und versuchte, mit neuen Produkten wie sexy Damenmode neue Kundenschichten anzusprechen.
Die wichtigsten Kunden für Beate Uhse sind Frauen
Warum der Konzern einen neuen Weg eingeschlagen hat, verrät der Geschäftsbericht. Die Zielgruppe hat sich stark verändert.
Die Ideen der Unternehmensgründerin Beate Uhse sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen und gehören schon lange nicht mehr in die Schmuddelecke. In der heutigen Zeit gehen Frauen viel selbstbewusster mit dem Thema Sex um und leben ihre erotischen Bedürfnisse und ihre Sexualität freier, offener und selbstbestimmter.
Gut für die Erotikindustrie und die einzelnen Sexshop Betreiber. Diese konzentrierten sich bei der Neuausrichtung vermehrt auf die Damenwelt. Logo, Internetauftritt und auch die Produkte wurden deutlich femininer. Schließlich sind 80 Prozent der Neukunden Frauen. Die Damenwelt interessiert sich für die lustbringenden Toys von Beate Uhse und davon profitiert nicht nur die Unternehmerin, sondern auch die Männer!
Das alte Geschäftsmodell wurde komplett über Bord geworfen.
Läden mit schummrigem Licht und Sexfilm-Kabinen für die männlichen Kunden gehören der Vergangenheit an. Insbesondere, weil mit Pornos kein Geld mehr verdient wird. Ursächlich ist das Internet mit dem beinahe unerschöpflichen Gratis-Angebot an freizügigen Filmen.
Warum Geld in eine Box werfen, wenn ein Mausklick reicht? Darauf hat man bei Beate Uhse reagiert und den Wandel am Markt – mit ein wenig Verspätung – nachvollzogen. „2013 stimmt uns zufrieden“, so der Vorstandsvorsitzende Serge van der Hooft. Das Unternehmen sei wieder bereit, in allen Kanälen zu expandieren und sich stetig Neues für die Damen einfallen zu lassen.
Wenn die Mutter Unterstützung braucht, …
… ist die Tochter da. Trotz aller Bemühungen in den vergangenen Jahren ließ sich eine Insolvenz von Beate Uhse nicht abwenden. Als Retterin in der Not präsentiert sich aber möglicherweise der Erotikkonzern Orion, bei dem es sich um eine frühere Tochter des Flensburger Unternehmens handelt. Welche Schritte dabei helfen sollen, Beate Uhse wieder auf die Beine zu helfen, bleibt noch abzuwarten.
DIY Trend im Schlafzimmer: Sexspielzeug selber herstellen
Seit geraumer Zeit bahnt sich auch ein Trend an, der ganz oder teilweise an der Sexspielzeug-Branche vorbeigeht.
In vielen Kellerwerkstätten wird geschliffen, gebastelt und getüftelt. Aber nicht immer handelt es sich um Möbel oder Geschenke für die Kinder, sondern oftmals auch Sexspielzeug oder dazu passendes Mobiliar.
Motivation ist dabei der Gedanke, selbst etwas zu schaffen. Aber natürlich auch die Tatsache, dass die Toys genau passen und man selber weiß, welche Materialien genutzt wurden. Tricks und Kniffe dazu finden sich online zuhauf.
Eine kleine Idee für den Start gefällig?
Eine gewöhnliche Gemüsegurke lässt sich so aushöhlen, dass ein Vibro-Ei in ihr Platz findet. Fertig ist der erste eigene Gemüsevibrator. Sofern es sich bei der Gurke jedoch nicht um ein reines Bio-Gewächs handelt, sollte man sie nicht ohne Kondom verwenden. Denn Pestizide haben auf Schleimhäuten wirklich nichts verloren.
Viele weitere Ideen würde die Sexspielzeug-Branche am liebsten totschweigen. Denn aus Materialien wie
- Holz,
- Kunststoff,
- Metall
- Glas oder auch
- dem bereits erwähnten Gemüse
können wirklich Toys jeder Art hergestellt werden.
Der sich aufwärmende Vibrator ist erstmals in einer solchen Kellerwerkstatt entstanden. Zudem wissen diverse Tüftler genau, was man alles mit alten Fahrradteilen anstellen kann und wie sich eine perfekte Fickmaschine herstellen lässt.
Nicht nur für die Sexspielzeug-Branche, auch für Heimwerker wird es also nicht langweilig!
Bilder und Modelbilder von Colourbox.com