Ungewöhnliche Sexshops für besondere Klienten? Gibt es die in Zeiten, in denen Toys immer die Schmuddelecke immer weiter verlassen und immer mehr zum Lifestyleprodukt werden, überhaupt noch? Ja, es gibt sie – und zwar häufiger als du denken magst. Denn tatsächlich deckt nicht jeder Internetsexshop alle Kundenwünsche und -bedürfnisse ab. Wobei es dabei nicht einmal immer um besonders ausgefallene Fantasien zu gehen braucht. Manchmal geht es einfach nur um andere Formen der Logistik oder der Ansprache.
Welche Varianten aus welchen Gründen in diesem Rahmen zustande kommen? Schau selbst!
Contents
Ungewöhnliche Sexshops, Teil 1: Die Pläne eines Stars
Sexspielzeug und Prominente sind eine Kombination, die der Presse immer ein paar Zeilen wert sind.
Vor einigen Jahren ließ der Sänger von „Sunrise Avenue“ und Coach der Sendung „The Voice of Germany“ gewissermaßen die Hosen fallen . Samu Haber erzählte ohne einen Hauch von Wangenröte über seine Sexshop-Pläne. Selbst seine Mutter sei von der Idee begeistert gewesen, dass ihr Junge in Rom Vibratoren, Kondome und Gummipuppen verkauft.
Den Standort in der Heiligen Stadt hatte der Finne bewusst gewählt: „Es ist ein erzkatholisches Land, und kaum einer redete damals über Sex vor der Ehe“. Diesen Umstand und auch den eher schmuddeligen Charme der Sexshops, die seinerzeit noch Pornokinos glichen, habe er ändern wollen. Der Mietvertrag war längst unterschrieben und die Ware gekauft. Nur leider sei der einstige Geschäftspartner abgesprungen und die Sexshop-Pläne seien deshalb leider geplatzt. Über die Frage, wohin mit dem ganzen Kram, musste sich Samu Haber aber keine Gedanken machen:
„Sexspielzeug eignet sich prima als Gastgeschenk für ein Dinner.
Die einen brachten Wein mit, die anderen Blumen und wir hatten Handschellen dabei. Damals waren wir sehr beliebt.”
Ungewöhnliche Sexshops, Teil 2: Glaubst du an echte Lust?
Glaubenskonformer Sexshop für Muslime
Sexspielzeug ohne einen gewissen Hauch Erotik anzupreisen, ist hierzulande kaum vorstellbar.
Auf den Verpackungen für Dildos und Penisringe ist in der Regel viel nackte Haut, teils auch lustvolle Action zu sehen. Entsprechend bebildert werden die Produkte dann auch in einem Internetsexshop. Genau das wäre in der Türkei allerdings undenkbar, zumindest für gläubige Muslime. Sex öffentlich zur Schau zu stellen, ist verpönt. Die meisten klassischen Online-Sexshops warten daher vergebens auf muslimische Kunden. Diese Nische hat ein türkischer Geschäftsmann inzwischen geschlossen. Auf seiner Internetseite gibt es keine freizügigen Fotos. Die Produkte werden neutral dargestellt und beschrieben. Helal steht für „zulässig“, quasi ein glaubenskonformer Sexshop. Der Erfolg zeichnete sich schon nach wenigen Tagen ab. Das Interesse und die Bestellungen hätten alle Erwartungen übertroffen, so Inhaber Haluk Murat Demirel.
Er betont, dass der Islam keineswegs sexfeindlich sei. Sich im Bett zu vergnügen gelte aus Sicht vieler Gelehrter sogar als gottgefällig.
Passend dazu nannte sich das Portal helalsexshop.com, ist inzwischen aber auf einen anderen Seitennamen verlinkt. Und auch die getrennten Bereiche für Männer und Frauen sowie das Masturbatorenverbot von einst sind nun nicht mehr zu finden. Weshalb man sich jetzt die Frage stellen kann, ob ungewöhnliche Sexshops für Muslime inzwischen noch ein wenig lockerer werden.
Der Internetsexshop für Christen
Der Markt für Sexspielzeug treibt mitunter seltsame Blüten und wird immer bunter – und das gleich in mehrerlei Hinsicht.
- Für die Farbigkeit sorgen die Hersteller. Sie haben sich längst von fleischfarbenen Dildos und Penisringen verabschiedet. Stattdessen zieren poppige, moderne Farbtöne das Sortiment.
- Auf der anderen Seite helfen Händler und Versandhäuser mit kreativen Konzepten, immer größere Kundengruppen für die Helferlein und Lustspender zu begeistern.
Eine konsequente Idee: Ein Online-Sexshop für Christen, der in den Niederlanden seine Pforten öffnete.
Hinter dem Angebot des Liebesgartens steht ein ehemaliger evangelischer Pfarrer. Er kennt seine Schäfchen und legt daher größten Wert darauf, dass die Produkte nicht zu offensichtlich, sondern eher keusch präsentiert werden. Während die Konkurrenz üblicherweise Modells engagiert, die völlig nackt oder in knappen Dessous den einen oder anderen Dildo halten, Flaschen mit Gleitgel präsentieren oder zu Demonstrationszwecken bunte Kondome auf einen Plastikpenis ziehen, bleiben Pornographie und unbekleidete Damen im Online-Sexshop für Christen völlig außen vor. Zur Begründung erklärte Marc Angenent, Gründer des „Liebesgarten“, gegenüber dem „Allgemeen Dagblad“:
„Viele Christen sind traditionell sehr schamhaft, wenn es darum geht, über Sexualität zu sprechen.“
Der Pfarrer, der auch als Sexualexperte arbeitet, geht deshalb den Weg über den Onlineversand und das so züchtig wie möglich. Im Angebot sind die klassischen Sexspielzeuge, Dessous und Drogerieartikel wie Kondome und Gleitgel.
Aber auch für Christen in den UNSA ist mit dem „Convenant Spice” genannten Internetsexshop eine Zweigstelle im Bereich ungewöhnliche Sexshops anzutreffen.
Ähnlich wie der niederländische Pfarrer geht die strenggläubige Sexshop-Betreiberin dem Thema Sextoys und den entsprechenden Accessoires sehr offen um. Schließlich sei die Bibel in puncto Sex äußerst liberal und teils auch sehr explizit.
„Gott hat den Sex erfunden und seine Gefolgschaft sollte das Beste daraus machen“, lautet das Motto von Lael Harrelson.
Ungewöhnliche Sexshops, die Nächste: Der koschere Online Sexshop
Sexshops für Frauen, auf Sado-Maso spezialisierte Versandhäuser oder Läden für Schwule. Geht es um Sexspielzeug, einschlägige Literatur und Filme hat die Branche längst erkannt, dass es sich lohnt, zielgruppenorientiert zu arbeiten. Auf diesen Zug war auch ein Online-Shop in New York aufgesprungen. Er richtete sich vornehmlich an orthodoxe Juden und berücksichtigt dabei die insgesamt 613 Regeln, die der Glaube ihnen vorschreibt. Für den Betreiber hieß das in erster Linie: Das allzu Offensichtliche – also unzüchtige Darstellungen oder Umschreibungen – zu vermeiden. Der Inhaber hatte gemeinsam mit seiner Frau überlegt, mit welchen Sexspielzeugen das eheliche Vergnügen gesteigert werden kann. Gegenüber der „New York Post“ erklärte er:
„Es ist nicht verkehrt, einen Vibrator zu benutzen. Es ist für einen orthodoxen Juden nur eine Plage, überhaupt einen zu finden.“
Als Probleme erwiesen sich dabei die
Deutlich zu aufreizenden Verpackungen mit nackten Frauen und die |
Außerordentlich direkte, freizügige Sprache der Kunden. |
Aber kein Problem, der Betreiber ließ das schmückende Beiwerk einfach weg und sorgte für eine distanzierte und saubere Sprache.
Trotz der vorsichtigen Wortwahl liefen die Geschäfte anfangs relativ gut. Inzwischen ist der koschere Online-Sexshop aber nicht mehr unter seiner Internetadresse zu finden. Schade, denn für diese besonderen Klienten war er garantiert eine gute Gelegenheit, schnell, einfach und zu fairen Preisen auf prickelnde Toys zuzugreifen.
Ungewöhnliche Sexshops, Teil 3: Rund um die Uhr geöffnet?
In fast allen großen Städten Sexshop am Bahnhof zu finden. Daran stört sich längst niemand mehr.
Was in München allerdings für Aufsehen sorgte, war die Tatsache, dass einer der Läden auch am Sonntag geöffnet hatte.
Eigentlich gilt dieses Privileg nur jenen Geschäften, die den Reisebedarf befriedigen. Also zum Beispiel dem Kiosk, der die Reisenden mit der Sonntagszeitung versorgt. Deshalb griff die Stadt durch und verhängte ein Bußgeld in Höhe von 2.000 Euro, sollte der Sexshop am Bahnhof auch weiterhin sonn- und feiertags seine Produkte an den Mann und die Frau bringen.
Der Fall ging vor Gericht und wurde zugunsten des Shopbetreibers entschieden (Verwaltungsgericht München, Aktenzeichen M 16 K 11.5642).
Die Frage, mit der sich die Richter konfrontiert sahen: Zählen Sexspielzeuge, Kondome, Gleitgel und Heftchen mit viel nackter Haut zum Reisebedarf? Die Antwort: ja, aber nur bedingt.
Der Werbung des Shops, „Erotik im Urlaub? Aber nur mit Kondom!“ oder „Tabulose Romane für lange Zugfahrten“, schlossen sich die Richter durchaus an – rein juristisch betrachtet, versteht sich. Denn im Gesetz steht nichts darüber, wann, wo und wie die Produkte verwendet werden (müssen).
Daher dürfen
- Einwegkameras,
- Präservative,
- Pornofilme,
- Cremes und einschlägige Magazine
auch weiterhin am Sonntag verkauft werden. Das restliche Sortiment, das einen Sexshop auszeichnet, ist während dieser Zeit tabu.
Kurzum: Reisende, die an einem Feiertag noch schnell einen Dildo, eine Gummipuppe für einsame Nächte oder eine Reitgerte für SM-Spiele kaufen möchten, gehen leer aus. Sie müssen sich mit den “Reisebedarf Artikeln” zufrieden geben, es bleiben nämlich nur die „Appetitanreger“ in Heft- oder Filmform.
Das dürfte den Betreiber vom Sexshop am Bahnhof aber dennoch sehr freuen. Denn auch wenn er nicht das gesamte Sortiment sonntags zum Verkauf stellen darf… auch Kleinvieh macht Mist!
Ungewöhnliche Sexshops, Teil 4: Sexspielzeug jetzt auch im Teleshopping
Wer des Nachts schon einmal quer durch alle Fernsehprogramme gezappt hat, kommt nicht an ihnen vorbei, den Teleshopping-Sendungen.
Meist handelt es sich dabei um Messer, Ketten oder Staubsauger – und die Beiträge klingen spannender, als es die Projekte letztenendes sind. Aber manchmal gibt es auch etwas ganz anderes zu sehen. Besonders dann, wenn es um ungewöhnliche Sexhops und deren unkonventionelle Methoden geht. Der Frauensender sixx schaffte Platz für ein neues Format, bei dem Sexspielzeug für die Frau im Mittelpunkt steht und selbstredend auch telefonisch bestellt werden kann.
„Fun Factory TV“ flimmerte über die Bildschirme, sollte die Fantasie anregen und möglichst zum Anruf animieren.
Und das jeweils eine gute Viertelstunde, die von der Pressesprecherin des Unternehmens „Fun Factory“, Noelle Brandl, moderiert wurde.
Ebenfalls im Programm: Jeden Tag andere Gesprächspartnerinnen mit im Studio, um über Sexspielzeug und Dildo-Partys zu reden. In der Programmübersicht des Senders standen die Themen übrigens nicht, sondern nur der allgemeine Hinweis auf „Infomercials“.
Und? Hat sich das Ganze ausgezahlt?
Über einen ordentlichen Zulauf kann sich der Toyhersteller garantiert nicht beschweren. Dass das Fernsehformat inzwischen aber nur noch bei Youtube und nicht mehr auf dem Fernsehsender zu finden ist? Das dürfte zu verschmerzen sein. Offenbar funktioniert die Werbung auch über andere Kanäle …
Ungewöhnliche Sexshops, Teil 5: Worauf steht die Damenwelt?
Frauen als besondere Klienten zu bezeichnen, mag ihm ersten Moment ein wenig skurril anmuten.
Nichtsdestotrotz haben sie oft andere Vorstellungen als Männer, wie ein gut gemachter Sexshop aussieht.
Aus diesem Grund wurden neue Konzepte entwickelt, die auch die Wünsche der Damenwelt berücksichtigen. Denn in Zeiten der Emanzipation ist es für viele Frauen selbstverständlich, Sexspielzeug oder hübsche Dessous zu kaufen – oder einen sexy Slip für den Freund. Dabei schätzen sie es, in Ruhe stöbern zu können, ohne beobachtet oder von der Seite angestarrt zu werden. Das Ergebnis sind Sexshops nur für Frauen oder und „Ladies Days“, an denen Männer keinen Zutritt haben. Dadurch sinkt die Hemmschwelle, überhaupt einen Erotikladen zu betreten. Diese Erfahrung haben jedenfalls die Betreiber der Shops gemacht.
„Wenn die Damen unter sich sind, sind sie entspannter“, berichtete die Inhaberin eines Geschäftes in Straubing.
Sie begrüßt ihre Kundinnen an den „Ladies Days“ mit einem Glas Prosecco und räumt einen kleinen Rabatt ein. Wenn Frauen sich dennoch scheuen, Sexspielzeug in einem Laden zu kaufen, bleibt das Internet. Hier kann sich Frau anonym durch das Sortiment klicken und den Warenkorb füllen. Innerhalb weniger Tage kommt das Paket mit einer unverfänglichen Absenderadresse und der Spaß kann beginnen.
Und was auf deutsche Frauen zutrifft,
… davon können türkische Frauen im Bereich ungewöhnliche Sexshops erst recht ein Lied singen.
Auch Selin Keseler und Sonay Onur haben sich dazu entschieden, einen Online-Sexshop zu eröffnen und sich dabei auf Frauen zu spezialisieren. Der Grund dafür: Sexshops seien in der Türkei ausschließlich auf Männer fokussiert und in „sehr gefährlichen Gegenden“ angesiedelt. Aber sie wollen sich davon nicht unterkriegen lassen – denn ihr Ziel ist:
„Wir wollen, dass Frauen ihre Sexualität frei ausleben, dass sie sich trauen, Tabus zu brechen.“
Keine leichte Aufgabe. Gerade in den ländlichen Regionen wird Sex aus kulturellen Gründen weitgehend totgeschwiegen.
Die größten Schwierigkeiten bereiteten allerdings die Banken. Dafür, dass „unanständige“ Produkte mit Kreditkarte bezahlt werden können, mussten die beiden Frauen lange kämpfen. Jetzt läuft es einigermaßen rund. Doch langsam findet ein Umdenken statt, vor allem bei der neuen Frauengeneration in der Türkei. An Bestellungen, auch aus kleineren Städten, mangelt es nicht. Scham spielt jedoch nach wie vor eine Rolle. Bei telefonischen und E-Mail-Anfragen geht es immer wieder darum, wie die Artikel verpackt sind. Damit die Käuferinnen anonym bleiben können, werden die Sexspielzeuge sogar an die Poststellen geschickt. Das kommt an und beschert eine stetig wachsende Nachfrage. Der erste Frauen-Online-Sexshop in der Türkei ist demnach ein voller Erfolg.