Ökologie und Sex: Lässt sich da überhaupt ein gemeinsamer Nenner finden? Und wie schaut es aus bei einer veganen oder vegetarischen Lebensweise – zumal Sex pure Fleischeslust ist und in vielen Produkten, die das Liebesleben aufpeppen sollen, chemische und tierische Stoffe enthalten sind. Der Sex an sich wird wohl kaum gegen eine umweltbewusste oder fleischfreie Einstellung zum Leben verstoßen.
Wenn, bereiten eher Toys und Hilfsmittel die Probleme. Peitschen für Sadomaso-Spiele sind meist aus Leder. In Kondomen kann Kasein enthalten sein. Ganz zu schweigen von den Inhaltsstoffen bei Gleitmitteln.
Was du tun kannst, wenn du auf wirklich nachhaltige und schonende Produkte Wert legst? Vegane Sexspielzeuge könnte eine Lösung sein!
Contents
Tierfreie Toys: Ein Trend aus den USA
Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Sexspielzeug-Boom und das neu erwachte Umweltbewusstsein aufeinandertreffen. Einzelne Geschäfte, die sich auf vegane Sexspielzeuge und Lust spezialisiert haben, angefangen beim Glasdildo bis hin zum passenden Gleitgel, gibt es in der Bundesrepublik bereits. Allerdings bilden sie nach wie vor die Ausnahme. Ebenso Handwerksbetriebe, die aus Holz individuelle und ökologisch korrekte Toys für Erwachsene fertigen. Sie könnten sich bald schon über deutlich dickere Auftragsbücher freuen. Denn in den USA hat grünes natürliches Sexspielzeug gerade Hochkonjunktur. Und garantiert schwappt diese Welle noch verstärkter zu uns weiter. Sinnvoll ist es. Denn Sexspielzeug hat es durchaus in sich. Vor allem Weichmacher, damit Dildos, Masturbatoren und andere Produkte sich möglichst natürlich anfühlen.
In den US-amerikanischen Medien heißt es dazu: „Sex ohne Kondom ist nicht die einzige Art von Sex, die gefährlich sein kann.“
Damit spielen sie auf die teils giftigen Inhaltsstoffe der Sextoys an, auf die beispielsweise beim natürlichen Sexspielzeug völlig verzichtet wird. Einige der Chemikalien stehen im Verdacht, die Spermienzahl zu verringern. Reagiert wurde darauf bislang nicht, weder von den Behörden in den USA noch in der EU. Ein kleines Strohfeuer und durch was das Thema. So ist es weiterhin am Verbraucher (also dir), eine Entscheidung zu treffen. Und sich nicht nur sichere, sondern auch ökologisch korrekte Toys genauer unter die Lupe zu nehmen.
Der Trend natürliches Sexspielzeug herzustellen
Auf PVC, Phthalate und Tierprodukte zu verzichten, ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten jedenfalls unverkennbar. In dieser Hinsicht sind die Hersteller der grünen Toys konsequent.
Sie versehen ihre Produkte unter anderem mit Akkus, damit nicht noch mehr Batterien auf dem Müll landen |
und achten darüber hinaus auch auf eine umweltgerechte Verpackung. |
Als ideal gilt übrigens handgefertigtes Sexspielzeug, das lokal gekauft wird.
Jonathan Kasemir aus Longmont vertreibt zum Beispiel handgeflochtene Peitschen und zeigt seinen Kunden auch, wie natürliches Sexspielzeug richtig genutzt werden kann. Da nun aber nicht allerorten Dildo- bzw. Sexspielzeug-Werkstätten aus dem Boden wachsen werden, solltest du zumindest darauf achten, was und wo du kaufst.
Du freust dich auf ein Beispiel dazu? Auf einen Sexshop, der sich das Motto „Vegane Sexspielzeuge machen richtig Spaß“ bereits seit Jahren erfolgreich auf die Fahnen geschrieben hat? Dann lies den nächsten Absatz!
Wir präsentieren: Toys im Einklang mit der Natur
Alternativen zu den klassischen, meist auch chemisch bedenklichen Toys gibt es genug.
Das beweist der Berliner Shop „Other Nature“. Selbst, wenn der Schwerpunkt eigentlich anders gelagert ist:
„Wir sind in erster Linie ein feministischer Sexladen mit ökologischem Anspruch“, so Geschäftsführerin Anne Bonnie Schindler gegenüber der Südwest-Presse.
Gemeinsam mit Sara Rodenhinzer bietet sie zum Beispiel Peitschen aus Fahrradschläuchen an. Weil sie mehr Schmerzen verursachen als die handelsüblichen Produkte, seien sie in der Szene sehr beliebt. Darüber hinaus gibt es Verhüterli mit Vegan-Siegel und biologische Gleitmittel, das ebenfalls in die Kategorie “vegane Sexspielzeuge” eingeordnet werden kann.
Gut ins Sortiment passen da ganz sicher die Dildos, die ein Tischler aus Feldkirch herstellt.
Er arbeitet ausschließlich mit Holz. Die Idee hatte ursprünglich ein Freund, der nach einem Sexspielzeug aus dem Naturmaterial fragte und damit vermutlich unbewusst auf eine Marktlücke verwies. Die Nachfrage ist inzwischen so groß, dass schon 20 verschiedene Modelle von 24 bis 30 Zentimetern Länge im Angebot sind. Jeder einzelne Dildo wird lange geschliffen und dann noch vier Mal mit Lack überzogen. Der Vorteil des Materials: Es ist natürlich und durch unterschiedliche Holzarten lässt sich auch ein wenig mit der Farbe spielen. Ob vegane Sexspielzeuge dann im Bett genutzt wird oder als Zierde im Regal steht, ist dem Tischler übrigens weitgehend egal. Zumindest ist es eine gute Lösung für Menschen, die keine Tierprodukte verwenden, aber dennoch nicht auf den Spaß im Bett verzichten möchten.
Das Beste daran: Vegane Sexspielzeuge sind alles andere als verklemmt
Artikel, die in das Sortiment aufgenommen werden, müssen den strengen veganen Grundsätzen entsprechen. Tierische Produkte inklusive Leder sind daher tabu. Kein Problem: Die Freude an ein paar Peitschenhieben lässt sich wie gesagt auch mit alten Fahrradschläuchen ausleben. Die Idee hatten übrigens auch österreichische Studentinnen, die zu Bastelkursen für veganes Sexspielzeug aus schrottreifen Letzen geladen hatten (wir berichteten). „Other Nature“ bietet darüber hinaus Tampons – alternativ Diva Cups – und auch Kondome, die vegan produziert werden. Gegenüber der Presse erklärte Inhaberin Anne Bonnie Schindler: „Wir sind ein komplett ökologischer Sexshop.“
Das Ambiente? Gemütlich, aber absolut nicht aufgesetzt
Die Produktpalette bietet für jeden etwas, vom Magazin über Klebebänder als Busenzierde und vieles mehr. Vor allem vegane Sexspielzeuge sind – wie schon angedeutet – ein Highlight des Sexshops. Das spiegelt sich auch in der Kundschaft des Ladens wider.
Hier sind nicht nur „Ökos“ unterwegs, die ihre Philosophie auch im Schlafzimmer nicht über Bord werfen wollen, sondern durchaus auch Kunden im Anzug und mit Krawatte.
„Wunderbar gemischt“, sagt Anne Bonnie Schindler. Dabei wird bewusst auf Samtvorhänge und schummriges Licht verzichtet. Bei Bedarf lassen sich auch Sprechstunden vereinbaren, falls es doch zu peinlich ist, eine Peitsche, einen Dildo oder andere vegane Sexspielzeuge zu kaufen.
Darum tragen ökologisch korrekte Toys zu einem besseren Leben bei
Lebensmittelskandale und Sexspielzeug auf einen Nenner zu bringen oder die Themen überhaupt in Bezug zueinander zu setzen, scheint eher ungewöhnlich zu sein.
Ist es ganz gewiss auch. Denn vordergründig gibt es nicht einmal ansatzweise Gemeinsamkeiten. Dafür muss man schon ein wenig um die Ecke denken und sich auf dem Literaturmarkt umsehen. Doch von Anfang an: Meldungen über Gifte in Lebensmitteln führen regelmäßig dazu, dass die Nachfrage nach Bioprodukten steigt. Im Umkehrschluss wollen viele gänzlich von konventionell auf ökologisch produzierte Ware umsteigen.
Was einst als „öko“ verschrien war, gilt heute als „grüner Lifestyle“.
Der zieht sich inzwischen durch nahezu alle Lebensbereiche und kann, wenn man respektive Frau denn mag, selbst die zwischenmenschliche Ebene erklimmen. Um das Liebesleben ein wenig aufzupeppen, greifen viele Menschen daher auf vegane Sexspielzeuge, also „grüne Toys“ zurück. Wobei mit Grün ja nicht unbedingt die Farbe gemeint ist …
Mit der Thematik hat sich auch Stefanie Iris Weiss sehr intensiv befasst.
Nach Büchern zur veganen Lebensweise und Yoga präsentierte sie 2010 den Ratgeber „Eco Sex“, der bislang nur in der englischen Fassung erhältlich ist. 224 Seiten, auf denen Sex und Ökologie die Hauptrolle spielen. Die Autorin informiert über Aphrodisiaka, Schönheit, Verhütung und auch über Sexspielzeug. Ihr Ziel: die ökosexuelle Revolution. Eine Redakteurin des Boston Herald schrieb dazu:
„Wenn Sie die Erde wirklich lieben, müssen Sie lernen, umweltfreundlich und nachhaltig Liebe zu machen“.
Damit der Spaß nicht ungewollt zu „nachhaltig“ wird, sollte allerdings auf eine zuverlässige Art und Weise verhütet werden …
Ökologisch korrekte Sextoys für alle
Ökologisch korrekte Sextoys sollten uns allen am Herz liegen. Immerhin tun wir nicht nur der Umwelt, sondern auch uns selbst einen Gefallen.
Ob und in welchem Maße du Fleisch isst oder andere tierische Produkte nutzt, bleibt dir natürlich selbst überlassen. Aber gerade für eine Sache, die so viel Freude bereiten soll wie Toys für das Bett, sollten keine Tiere leiden, oder? Ganz davon abgesehen, dass sie das sehr häufig völlig unnötig tun, wenn die produzierten Sexspielzeuge durch den Zusatz von Chemikalien so bedenklich werden, dass sowieso niemand mehr mit ihnen spielen will.
Von daher gilt: Augen auf beim Kauf. Es ist gar nicht so schwer, vegane Sexspielzeuge zu vertretbaren Preisen zu entdecken.
Sehr wahrscheinlich wirst du schnell auch in deiner Umgebung eine geeignete Quelle auftun – einer effektiven Mund-zu-Mund-Werbung und dem Internet sei Dank. Und wenn alle Stricke reißen, kannst du dir immer noch vegane Sexspielzeuge selbst basteln, die dich in höhere Sphären gleiten lassen. Viel Spaß dabei!
Bilder von Colourbox.com